Schräges von der CES 2020: Die Connected-Kartoffel

Wer geglaubt hat, er hätte schon alles gesehen, musste sich auch dieses Jahr auf der CES eines Besseren belehren lassen. Wir haben uns die Zukunft der Kartoffel angesehen: Sie ist smart.

Ein Bericht von Martin Wolf veröffentlicht am
Der Neuraspud verbindet die Kartoffel mit einem Smartphone.
Der Neuraspud verbindet die Kartoffel mit einem Smartphone. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Der Heureka Park ist ein Areal abseits der Hauptmesse. Er befindet sich im Sands Expo and Convention Center, das wiederum an das schillernde Hotel Venetian angeschlossen ist. Der Heureka Park ist ein Ort der Möglichkeiten: Startups, kleine Firmen und die Entwicklungsabteilungen großer Konzerne buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Die Stände sind nicht so riesig, dafür ist das Gezeigte oft interessanter als das, was auf der eigentlichen Messe präsentiert wird.

Wie auf einem Basar zwängt man sich durch die engen Gänge, wird angesprochen und versucht mitunter verzweifelt herauszufinden, was eigentlich genau das Produkt tut, das die Entwickler als das nächste große Ding anpreisen.

Irgendwo am Rand der mehrere Tausend Quadratmeter großen nüchternen Halle sahen wir eine kleine Menschentraube um einen winzigen, schmucklosen Stand versammelt. In der Mitte ein junger Mann, der lauthals mit französischem Akzent eine Kartoffel anpries. Die Stimme war schon heiser, er hatte seinen Text heute bestimmt schon einige hundert Mal aufgesagt - trotzdem war er noch immer aufgeregt. Die Hand, in der er die Kartoffel und eine Antenne hielt, zitterte leicht.

Die Umstehenden schmunzelten, und auch wir konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen, als wir begriffen, um was es ging. Der Name des Produktes ist ganz einfach Potato. Der Erfinder - wenn man ihn denn so bezeichnen möchte - ist der 29-jährige Nicolas Baldeck. Potato, so führte Baldeck zur Freude der Umstehenden aus, sei das nächste große Ding. Eine smarte Kartoffel, die sich dank einer selbstentwickelten Schnittstelle namens Neuraspud mit jedem Smartphone verbinden lasse. Per Bluetooth natürlich.

Der Neuraspud werde einfach in eine beliebige Kartoffel gesteckt und beziehe seine Energie aus ihr. Fröhlich erklärte Baldeck, dass die Kartoffel nun mit seinem Telefon kommuniziere und als smarter Assistent zur Verfügung stehe. Im Gegensatz zu herkömmlicher Software wie dem Google Assistant oder Amazons Alexa sei Potato aber um Längen besser, weil es sich um ein echtes Lebewesen handele. Er würde der Kartoffel nun Fragen stellen und sie könne per Smartphone antworten. Das funktionierte auf dem Messestand leider nicht wie vorgesehen, aber wir sind sicher, dass das lediglich an den überlasteten Funkbändern vor Ort lag.

In einem kleinen Kasten hatte der Entwickler bereits eine beachtliche Menge an Visitenkarten gesammelt, auch eine Indiegogo-Kampagne ist bereits gestartet. Kommen 90.000 Euro zusammen, dann soll die Kartoffel ihre eigene Blockchain kriegen. Baldeck weist auf der Kampagnenseite vorsorglich darauf hin, dass Potato die Privatsphäre seiner Nutzerschaft ebenso wenig respektiere wie die anderen digitalen Assistenten auf dem Markt.

Auch sonst gibt er sich ehrlich: Er beschreibt seine Expertise in den Bereichen IOT-Stack, ferngesteuerten autonomen Systemen und Wetterdaten auf einem kleinen Flyer, den er auf der Messe verteilte. Er ist nämlich auf Jobsuche. Die Kriterien: das Team muss stimmen und das Projekt sinnvoll sein - wie die smarte Kartoffel. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute und danken ihm für einen Augenblick des Innehaltens und Lächelns auf der ansonsten recht atemlosen und humorfreien CES.

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KlugKacka 18. Jan 2020

Kupfer muss recyclet werden, nicht entsorgt

gerald666 14. Jan 2020

SPIK, die sprechende Internetkartoffel mit eigenen Onlineshop. winkewinke.de Dort oben...

FreiGeistler 14. Jan 2020

Sogar mit Seelenlot! Und ner Lupe. @Golem: könnt ihr nicht mal die Formatierung fixen?

Geigenzaehler 13. Jan 2020

Evt. waere es moeglich, mit einer Kartoffel einen Freifunk Mesh-Node zu betreiben und so...



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