Studieren an der Donau-Universität Krems, wie es den Marketing-Experten vorschwebt. In den Lehrplänen findet sich derweilen immer wieder hanebüchener Unsinn.

Foto: Donau-Uni/Haiden

Leicht hatte es die Donau-Universität Krems schon vor den jetzigen Querelen um die Rektorswahlen nicht. Als Institution für ausschließlich postgraduale Weiterbildung wurde sie in der heimischen Universitätslandschaft stets als Sonderfall wahrgenommen.

Ein Gutteil ihrer Studierenden sind keine Akademiker, sie besitzt kein Promotionsrecht, ihr Rektor war nie Mitglied der Rektorenkonferenz. Großteils eigenfinanziert unterliegt die junge Kremser Uni deutlich stärker als die traditionellen Hochschulen ökonomischen Zwängen.

Wenn Lehre und Forschung sich aber mehr an der Nachfrage orientieren als am Streben nach Anerkennung in der Scientific Community, dann hat das auf das Renommee einer Universität naturgemäß kaum positive Auswirkungen. Während in Krems immer wieder Professuren mangels auswärtigen Interesses mit internen Kandidaten besetzt werden mussten, trieb die Forschung zuweilen bizarre Blüten.

Wer mit "Quantenteleportation" hauptsächlich den Namen Anton Zeilinger verband, der konnte der Website der Donau-Uni 2004 einigermaßen erstaunt entnehmen, dass eine solche auch in deren Medienlabor, dem TIM-Lab, stattgefunden habe. Dabei sollen Daten zu einem nahe München angesiedelten privaten "Institut für Raum-Energie Forschung" (IREF) übertragen worden sein. Nicht über Kabel oder Funk, sondern "über das kosmische Hintergrundrauschen", und zwar mit Überlichtgeschwindigkeit.

"Freie Energie"

Dieser hanebüchene Unsinn fügte sich nahtlos in das Seminarangebot des IREF-Leiters Hartmut Müller ein, wo man allerlei über "Freie Energie", "Gravitationsabschirmung" und "kalte Kernfusion" lernen kann. Gemeinsam mit TIM-Lab Leiter Erwin Bratengeyer wurde das neue Verfahren (erfolglos) in Berlin "demonstriert", wurden Artikel verfasst und Vorträge gehalten. Dass die dubiose Technik für "kosmisches Internet" dieselbe war, die noch kurz zuvor "Biohandys" mittels "stehender Gravitationswellen" ermöglichen hätte sollen, hatte wohl eher marketingtechnische als physikalische Gründe. Fragwürdig auch, ob die Leeds Metropolitan University von der ganzen Sache begeistert gewesen wäre; schließlich war auch sie zeitgleich Kooperationspartner des TIM-Lab, ausgerechnet für das erste PhD-Studium in Krems.

"Lottozahlenprognose"

Ob die Partnerschaft mit einem Privatinstitut, das eine "Lottozahlenprognose" anbietet, für das Image der Donau-Uni förderlich ist, darf bezweifelt werden. Von einem renommierten Physiker der TU Wien auf die Peinlichkeit aufmerksam gemacht, ließ der damalige Rektor Kramer die Meldung über die angebliche Teleportation im Sommer 2005 aus dem Web-Archiv entfernen. Hartmut Müller lächelte trotzdem noch Monate später von einem Erinnerungsfoto des Kremser "Expertenmeeting Forschung".

Wer damals meinte, die Donau-Uni würde nach dieser Affäre mehr auf ihre Reputation bedacht sein, konnte sich kurz darauf eines Besseren belehren lassen. Unter reger medialer Anteilnahme wurde der Start eines neuen Universitätslehrgangs angekündigt, der vor wenigen Tagen erste Absolventen entließ. Diese sind jetzt stolze Träger der Bezeichnung "Akademische/r Experte/in für LO-Feng-Shui", wobei das Kürzel für "Lebensraumoptimierung" steht.

Die asiatische Lehre, bekannt für innenarchitektonische Tipps zum Leben im Einklang mit dem "Qi", stammt aus einem chinesischen Ahnenkult und wurde auf ihrem Weg nach Europa mit einer Menge New Age und Esoterik angereichert. "In Zweifelsfällen kommt das Pendel zum Einsatz", weiß ein "Wellness- und Gesundheitslexikon" – herausgegeben von der Donau-Universität.

"Grundemotionen"

Dass derlei nun akademisch geadelt wird, ändert nichts daran, dass das im Lehrgangscurriculum als "ursprüngliche Wissenschaft" bezeichnete Feng Shui etwa so viel Wissenschaft enthält wie der Mondkalender.

Das schlägt sich auch in der Beschreibung der Lehrgangsziele nieder, die mit dem bemerkenswerten Satz beginnt "Die AbsolventInnen erlernen, mit ihren 5 Sinnen Situationen zu erkennen und daraus Schlüsse zu ziehen." Eine der Lehrveranstaltungen, die dazu beitragen sollen, trägt den Titel "Westliche Entstehung von den 5 Grundemotionen" (sic!).

Als Feng-Shui-Expertin lehrt u. a. eine Architektin mit Studienabschluss von der Uni Innsbruck, ausgewiesen als "Dr. Arch.".

Rätselhaft daran ist, dass ein solcher Grad in Innsbruck gar nicht verliehen wird. Die Lösung des Rätsels liegt vielleicht darin, dass die Dame aus Südtirol stammt. Dort ist es eine verbreitete Unsitte, in Österreich erworbene Diplomgrade ins Italienische umschreiben zu lassen, wodurch sie zum "dottore" werden, und dies dann flugs als "Dr." ins Deutsche zurückzuübersetzen.

Zu den Methoden des Feng Shui zählt die Expertin auch die "Geburtsdatenanalyse, die gewisse Aufschlüsse über den Menschen gibt". Der Verdacht, dass an der Donau-Uni fernöstliche Astrologie gelehrt wird, wird auch dadurch nicht zerstreut, dass ein in der Lehrgangsbroschüre als "Astronom" bezeichneter Lehrbeauftragter in seinem anderswo zu findenden Lebenslauf zwar keine Ausbildung in Astronomie anführt, dafür aber "astrologische Studien, Vorträge und Seminare".

Laut Curriculum ist er für die Astronomie zuständig. Die Zeile darüber, in der ihm einst auch das Fach "Astrologie" zugeteilt war, ist in der aktuellen Version verschwunden.

Ob sich die 7485 Euro Lehrgangsgebühr auszahlen, müssen die Feng-Shui-Studierenden selbst entscheiden. Eines scheint aber festzustehen: Das neue Rektorat der Donau-Universität, ob in Zukunft von einem Mann oder einer Frau geleitet, wird es auch weiterhin nicht leicht haben. (DER STANDARD Printausgabe, 13. Juni 2007)